Stop it!

Vielleicht kennst du das auch: Du genießt gerade etwas Schönes, bist gerade richtig faul, machst einfach mal nix oder etwas absolut „Sinn-befreites“... Auf keinen Fall ist das, was du gerade „tust“, etwas Produktives.

 

Gerade jetzt, während ich dies schreibe, genieße ich eine terminfreie Woche in einem Haus direkt am Meer. Absolute Stille, keine Menschen, nur die Natur macht Geräusche. Genau danach hatte ich gefragt. Im Liegestuhl liegend, dankbar und happy über diesen Platz, diesen Raum, die Sonne, die mir warm ins Gesicht scheint, das wunderbare Meeresrauschen in den Ohren … pures S E I N. Pure Entspannung. Purer Genuss. Und dann auch noch ein Eichhörnchen, welches eifrig Vorräte sammelt, über meine Terrasse springt und einen Meter von mir entfernt anhält. Es scheint, als grinst es mich an. Wie wird es noch besser?

 

Aber Mooooment mal, was ist denn das da, was immer lauter wird?

 

Ahhh, diese innere Stimme, der ewig-plappernder Quatschi in meinem Kopf: „Sag mal, wie lange willst du hier noch einfach so herumliegen? Deine To-Do-Liste ist echt lang, willst du die nicht mal abarbeiten? Heute hast du noch nix davon gemacht. Gestern auch nicht. Erkundige doch wenigstens mal die Gegend! Oder mache einen ausgiebigen Spaziergang. Du kannst hier doch nicht die ganze Zeit so rumhängen!".

Seine Liste mit Vorschlägen, was ich seiner Meinung nach besser TUN sollte, ist auch lang.

 

S T O P  I T ! rufe ich ihm laut entgegen – und? Stille. Gut so.

 

Das ging nicht immer so schnell. Das haben wir (mein „Quatschi“ und ich) lange trainiert. Täglich. Mit jedem STOP IT! wurde und wird es besser und er ruhiger. Er durfte lernen, dass er hier nicht mehr im Chefsessel sitzt. Gemein natürlich, weil ich ihn fast mein ganzes Leben lang dazu ermächtigt hatte. Weil ich dachte, das macht man in diesem Leben und in dieser Realität so.

 

WOW, wie oft (fast immer?) habe ich in meinem Leben reflexartig auf diese ermahnende Stimme reagiert? Habe mir sogar extra weitere Menschen in mein Leben geholt, die ins gleiche Rohr geblasen haben. Und ich stimmte ihnen allen stets zu. Machte mich falsch. Und die anderen richtig. Akzeptierte diese Bewertung als wahr und absolut unveränderbar.  

 

Rückblickend wird mir so klar, was ich mit meiner Zustimmung und der Bewertung für mich selbst kreiert habe: Noch mehr Ermahnungen und mehr Bewertungen. Hat mich das glücklich und leicht gemacht? Nein. Da ich aber nicht wusste, dass es da noch andere Möglichkeiten gibt, beschloss ich, ich müsste einfach nur MEHR TUN, um eben „richtig“ zu sein. Natürlich hat das nie funktioniert. 

  • Was wäre, wenn es im Leben niemals um das TUN ginge?
  • Was, wenn es im TUN kein richtig und kein falsch gäbe?
  • Was, wenn es viel mehr um die Art und Weise unseres SEINS geht?

Statt Quatschi's Vorschlägen nachzukommen, stelle ich mir jetzt lieber mal ein paar Fragen:

  • Wie BIN ich gerade mit dem, was ich gewählt habe? ... unendlich happy.
  • Funktioniert das hier für mich? ... absolut.
  • Kreiert es mehr in meinem Leben? ... Ja, ich bewundere die Natur und bin voller Dankbarkeit dafür.
  • Nehme ich hier Leichtigkeit und Freude wahr? ... Oh ja.

Ich sitze also auf der Terrasse in der Sonne und habe das Meeresrauschen in den Ohren … und ich genieße ganz bewusst alles. Ich bin in absoluter Dankbarkeit mit meiner Wahl, hier zu SEIN. Und dabei ist es ganz egal, ob ich jetzt weiterschreibe (also doch irgendwie „produktiv“ bin) oder meine Augen schließe und eben "nichts" tue. Ich BIN einfach nur.

 

Eine irische Kollegin sprach kürzlich von den „German Do-Do’s“ (die Nationalität ist selbstverständlich austauschbar :-). Die meisten von uns haben es tatsächlich so gelernt, dass wir immer fleißig sein müssen, wenn wir mehr erreichen wollen.

  • „Ohne Fleiß, keinen Preis“
  • „Von nichts kommt nichts“
  • "Erst die Pflicht, dann die Kür"

Dann werden wir anerkannt. Dann liebt man uns. Ich komme aus dem Schwabenland: „Schaffe schaffe, Häusle bau‘n.“ war das Motto. 

 

Was machst du, wenn dein Quatschi dich volltextet und dich bewertet?

Gehst du in die Übereinstimmung?

Gehst du in die Bewertung, dass du falsch bist?

  • Was wäre, wenn es kein richtig und kein falsch gibt, sondern nur Wahl?
  • Und was, wenn wir viel mehr danach schauen dürfen, was unsere Wahl kreiert?

Rückblickend kann ich erkennen, dass wann immer ich der Bewertung meines Quatschi’s und anderen Leuten zugestimmt habe, wurde meine Welt definitiv kleiner und enger. Ich fühlte mich klein, falsch und schlecht. Ich schnitt mich von mir ab und dachte, ich kriege es eben nicht wie die anderen hin. Und so machte ich alle anderen da draußen größer als mich. Scheiß Spiel.

 

Hätte mir damals jemand gesagt, ich könne alles wählen, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Stattdessen strengte ich mich eben noch mehr an und lebte weiter in diesem „Wenn-Dann-Universum“… wenn ich erst "dies oder das" geschafft habe, dann .... 

 

Also zurück auf meine Terrasse am Meer … wenn meine Wahl, was ich jetzt hier auf meiner Terrasse mache bzw. wie ich mit all dem BIN, meinen weiteren Tag und mein weiteres Leben kreiere, dann bin ich absolut bereit, es hier voller Bewusstsein dankbar und wertschätzend zu genießen und von all der Schönheit dieser Natur umgeben zu sein. WOW.

 

Das Coole daran ist nämlich Folgendes:

Als ich vorhin meine Bewertungen und wie sich in mir alles zusammenzog wahrnahm (1), ihnen ein gepflegtes STOP IT! entgegen schmetterte und sie reißausnahmen (2), konnte mein Körper sich endlich entspannen (3). Und dann kommt die Magie zum Vorschein und ich kann neue Impulse empfangen (4). Dann geht alles ganz leicht. 

 

Zu einfach? Probiere es mal aus.

 

Der sogenannte „Gedanken-Stopp“ ist im Übrigen ein anerkanntes Werkzeug in der Psychotherapie. Gerade bei Depressionen, depressiven Verstimmungen, Gedanken in Dauerschleife etc. bewirkt es eine Unterbrechung dessen. Plötzlich wird es im Oberstübchen ganz ruhig.

 

Vor vielen Jahren schickte mir ein Kollege mal dieses Video „STOP IT“ von Bob Newhart. Es bringt es humorvoll auf den Punkt. Es bringt Bewegung in die Kontraktion und stoppt die Geschichten in unserem Kopf.

  • Was wählst du, um dich mit den ewigen Bewertungen von dir und deinem Leben abzulenken?
  • Welche Geschichten erzählst du dir den ganzen Tag, was alles nicht möglich ist?
  • Wenn alles möglich wäre, was würdest du jetzt viel lieber wählen?
  • Was wäre, wenn dein Gehirn neu programmiert werden kann?

Ich wähle jetzt, ganz bewusst die Wärme auf meinem Gesicht zu spüren, den Duft und das Rauschen des Meeres wahrzunehmen und den Bienen zuzuschauen, die sich hier an den Pinien erfreuen.

 

Wie wird es noch besser?

Und was ist danach noch alles möglich, was es zuvor noch nicht war?

 

Herzliche Grüße

Katharina

 

Das Leben darf einfach sein.